Familienstellen: Wie können Beziehungen gelingen, ganz gleich, ob es sich um Liebes-, Arbeits-, Freundschafts- oder Eltern-Kind-Beziehungen handelt? Der folgende Artikel gibt hierzu Impulse aus Sicht des Familienstellens. Er zeigt Möglichkeiten von Systemstellungen auf und beschreibt Beispiele und Übungen aus der Aufstellungsarbeit.
„Aus einer schlechten Verbindung kann man sich schwerer lösen als aus einer guten.“ (Whitney Houston)
1. Was ist Familienstellen?
Systemaufstellungen – auch als Familienstellen bekannt – bieten die Möglichkeit, hinter die Kulissen komplexer Beziehungssysteme zu schauen. Negative Verstrickungen und Verhaltensmuster können gelöst und neue Lösungswege gegangen werden. Mit der Änderung der Sichtweise kommen innere Konflikte zur Ruhe. Es eröffnen sich neue Perspektiven hin zu mehr Harmonie und innerer Zufriedenheit.
Nicht nur die Familie
Das Familienstellen ist nicht nur auf die Beziehung zwischen einzelnen Familienmitgliedern beschränkt. Vielmehr können sämtliche Systeme gestellt werden, ganz gleich, ob es sich um die Herkunftsfamilie, die aktuelle Familie mit eigenen Kindern, das Berufsumfeld oder die Beziehung zu einzelnen Personen handelt. Selbst Krankheiten, deren Symptome oder Übergeordnetes wie Macht, Glück oder Unternehmen können stellvertretend aufgestellt werden. Daher wird auch von „Systemaufstellungen“, in Organisationen und Unternehmen von „Organisationsstellungen“ gesprochen, da der Begriff „Familienstellen“ in diesen größeren Zusammenhängen missverständlich ist.
Wertvolle Impulse für die Lösungsfindung
Systemaufstellungen sind vielfältig, jede auf ihre Art einzigartig. Sie unterstützen dabei, Lösungen zu finden:
- in zwischenmenschlichen Beziehungen, z.B.
– innerhalb der Partnerschaft
– in der Eltern-Kind-Beziehung
– im beruflichen Umfeld (berufliche Veränderung, Mobbing, Probleme im Kollegenkreis); - bei Krankheiten oder körperlichen Symptomen;
- Konfliktsituationen in Betrieben, Organisationen und Gruppierungen;
- Neuorientierungen und Lebensumbrüchen.
2. Wie funktionieren Systemaufstellungen?
Generell wird mit Systemaufstellungen in Seminaren oder auch im Einzelsetting gearbeitet.
Familienstellen im Seminar
Einzelne Seminarteilnehmer stellen sich als Stellvertreter zur Verfügung. Sie stehen stellvertretend für einzelne Personen, eine Krankheit, ein Gefühl, ein Unternehmen etc. Die Stellvertreter fühlen sich in ihre Rollen ein. Üblich ist, dass die Stellvertreter wissen, für wen oder was sie stellvertretend stehen. Möglich ist auch ein „verdecktes Aufstellen“, ohne dass bekannt ist, für wen oder was sie stehen.
Ganz gleich, ob es sich um offenes oder verdecktes Aufstellen handelt, fangen die Stellvertreter an, ihre Empfindungen über Bewegung, Mimik, Gestik und teils auch über Sprache auszudrücken. Hierüber geben sie wichtige Informationen über die Person oder das, für die bzw. für das sie stellvertretend stehen. Ihr Gesichtsausdruck verändert sich vielleicht, sie fangen an sich gemäß ihrer Empfindungen zu bewegen oder bleiben wie angewurzelt stehen. Manche sinken in die Knie, je nachdem, welches Gefühl sie erfasst. Dabei wissen sie meist nichts oder nur wenig über die Person, für die sie Stellvertreter sind. Sie gehen mit ihrer Empfindung mit. Kommt nun ein solches System in Bewegung, reagieren auch die anderen Stellvertreter auf die Bewegungen der jeweils anderen. Es entsteht ein dynamisches, lebendiges Beziehungsgeflecht, das wertvolle Impulse für die Lösungsfindung liefert.
Familienstellen in der Einzelarbeit
Auch in der Einzelarbeit können Gegenstände stellvertretend für Personen, Gefühle, Krankheiten etc. gestellt werden. Dies kann beispielsweise über kleine Figuren wie auf einem Schachbrett erfolgen oder auch über farbige Karten, Teppichstücke oder Ähnliches, die auf den Boden gelegt werden und in die sich der Therapeut und der Klient einfühlen können. Alleine schon das Aufstellen des Systems, das Verdeutlichen von Beziehungsgefügen und -verflechtungen, hilft dabei, diese Systeme besser zu verstehen. Der Vorteil der Einzelarbeit liegt dabei darin, dass es etwas behutsamer und nicht voll automatisch verläuft. Einzelne Schritte können besprochen, manche Optionen ausgetestet werden. Auch das Einfühlen in andere Personen des eigenen Systems kann hilfreich sein. Geht es beispielsweise um einen Konflikt von zwei oder mehreren Personen, kann es sinnvoll sein, sich in die „Gegenposition“ hineinzuversetzen. Dies ermöglicht es, mehr Verständnis für die andere Person zu entwickeln und darüber den Konflikt zu entschärfen.
Das Prinzip der Systemaufstellungen
Das Prinzip der Systemstellungen mag zunächst etwas abstrakt oder gar esoterisch anmuten. Wer jedoch schon einmal die Rolle eines Stellvertreters übernommen hat, erfährt in den meisten Fällen, dass Systemstellungen auf eindrucksvolle Art funktionieren. Einige Stellvertreter berichten auch von Gefühlen aus Systemstellungen, die sie zuvor nicht kannten. Andere wiederum kennen die Gefühle bestens aus dem eigenen Leben. In diesen Fällen ist es wichtig, dass die Stellvertreter tatsächlich eigenes beiseitelassen und sich voll und ganz in die entsprechende Rolle hineinbegeben.
Aus vielen Rückmeldungen wird deutlich, dass sich viele Stellvertreter in der Aufstellung exakt wie die Person verhalten, für die sie gestanden haben. Einzige Voraussetzung hierfür ist, den „Kopf“ auszuschalten und sich leiten, erfassen zu lassen und den eigenen Empfindungen zu vertrauen. Dies mag manchmal von außen betrachtet etwas befremdlich wirken, gerade für kopfbetonte Menschen, da es nach unserem gängigen Verständnis nicht in unser westliches Weltbild passt. Dennoch gibt es mittlerweile zahlreiche Erklärungsansätze aus der Metaphysik (morphogenetische Felder), die gut nachvollziehbare Erklärungen für die Funktionsweise von Systemstellungen bieten.
Der besondere Wert von Systemaufstellungen
Über die Aufstellungsarbeit wird auf besonders eindrucksvolle Weise deutlich, dass wir uns immer innerhalb von Systemen bewegen. Auf Impulse einzelner Elemente des Systems (Personen) reagieren wiederum alle anderen Elemente des Systems. Nehmen wir Veränderungen in unserem eigenen Leben vor, wird sich dies auch in unseren eigenen Systemen (Familie, Beruf etc.) ausdrücken. Die Aufstellungsarbeit verläuft intuitiv. Der besondere Wert der Systemstellungen liegt darin, dass Einsichten gewonnen werden können, die vom Verstand – rein rational – nur schwer erkennbar gewesen wären. Immer wieder zeigen sich in Systemstellungen Lösungsansätze, die über reine Gespräche oder Gedankenspiele nicht gesehen wurden. Dies stellt zugleich die Chance, aber auch die Gefahr von Systemstellungen dar.
Durch manche Aufstellungen werden Weichen regelrecht neu gestellt, „umgelegt“, so dass es zu einem sofortigen Kurswechsel kommen kann. Dies ist teils erfreulich, manchmal aber auch schmerzlich. Äußert eine Person, die sich stets zurückgenommen hat, mehr und mehr ihre Position, Gedanken und Gefühle und nimmt sich so den ihr zustehenden Raum, wird dies zunächst nicht immer auf Gegenliebe der anderen Personen in ihrem Beziehungssystem stoßen. In vielen Fällen zeigen sich die Änderungen nach einer Aufstellung jedoch wesentlich subtiler über einen längeren Zeitraum. Dies kann bis zu einem halben Jahr dauern und weitere Änderungsprozesse in Gang setzen. Manchmal ist daher im Rückblick besser erkennbar, dass eine Wendung nach einer Aufstellung eingesetzt hat.
3. Familienstellen – Wie Beziehungen gelingen
Ein Patentrezept dafür, wie Beziehungen gelingen, gibt es nicht. Jede Beziehung ist auf ihre Art einzigartig, die Bedürfnisse der Beteiligten vielfältig und individuell. Dennoch zeigen sich in vielen Systemaufstellungen gewisse Gesetzmäßigkeiten, die in der Aufstellungsarbeit wertvolle Impulse hin zu einer guten Lösungsfindung geben.
Die Achtung der Reihenfolge
In Beziehungen ist es wichtig zu schauen, wer zuerst da war. Bei der Eltern-Kind-Beziehung ist das ganz eindeutig. Hier sind die Eltern immer die „Großen“ und die Kinder die „Kleinen“. Selbst wenn die Kinder erwachsen und die Eltern vielleicht sogar schon etwas gebrechlich geworden sind, bleiben die Kinder immer die „Kleinen“. Dasselbe gilt auch für Geschwister. Hier steht der oder die erst Geborene an erster Stelle. Alle weiteren Kinder folgen in ihrer Geburtsreihenfolge. Wird ein Kind eventuell totgeschwiegen, da es vielleicht abgetrieben, totgeboren oder nach der Geburt abgegeben wurde, kann dies empfindlich das Familiensystem stören. Wichtig ist, diesem Kind einen Platz im Familiensystem zu geben.
Beispiel: In Systemstellungen der Herkunftsfamilie zeigt sich manchmal, dass sich Kinder über einen oder sogar beide Elternteile stellen. Sie fühlen sich größer, wichtiger oder einfach besser als ihre Eltern oder ein Elternteil. Sie schauen dann auf den Elternteil regelrecht herab. In diesen Fällen ist es wichtig, wieder zur alten Ordnung zurückzukehren. Dies kann dadurch erfolgen, dass sich das Kind vor seinem Elternteil leicht verbeugt und sagt: „Ich bin die/der Kleine. Du bist die/der Große.“ Solche Worte können große Wirkung zeigen, besänftigen und manchen Streit im Außen zur Ruhe kommen lassen.
Die Einbindung von Ausgeschlossenen
In manchen Systemen sind einzelne Personen ausgeschlossen. Das können Personen sein, die wegen ihrer Handlungen vom Familiensystem unerwünscht sind, beispielsweise Mörder, oder auch andere Personen, für die sich eine Familie schämt, wie beispielsweise uneheliche Kinder, Menschen mit Behinderungen etc. Hier zeigt sich nicht selten, dass sich einzelne Personen innerhalb des Familiensystems mit diesen Ausgeschlossenen eng verbunden fühlen. Sie verhalten sich dann aus dieser inneren Verbundenheit heraus ähnlich wie der Ausgeschlossene, haben vielleicht ein ähnliches Schicksal und konfrontieren damit das Familiensystem, hier näher hinzuschauen. In solchen Aufstellungen geht es darum, die Ausgeschlossenen wieder zu integrieren, ihnen ihren Platz im Familiensystem wiederzugeben und hierüber eine Aussöhnung zu erreichen.
Die Achtung des Schicksals
In vielen Familiensystemen wiederholen sich bestimmte Muster und Schicksale immer wieder. Entstehen hier positive Dynamiken, wie beispielsweise der erfolgreiche Aufbau von Unternehmen, ist dies erfreulich. Sind es immer wieder Schicksalsschläge, die eine Familie ereilen, dann lohnt es sich zu schauen, was sich dahinter verbirgt. In Systemstellungen zeigen sich hier meist ganz andere Verbindungen, beispielsweise mit Großvätern, die im Krieg gekämpft haben und mit ihren Opfern in Verbindung stehen, mit abgetriebenen Kindern, die von ihren Eltern zu diesem Zeitpunkt nicht erwünscht waren etc. etc. Dabei geht es in keiner Weise um Schuldzuweisungen, sondern vielmehr darum, verdeckte Dynamiken aufzudecken, die manche Personen oder ganze Familien davon abhalten können, glücklich und im Einklang zu sein.
Beispiel: Eine Aufstellung, in der drei Geschwister sowie ihre beiden Elternteile aufgestellt wurden, zeigte, dass sich zwei Fronten innerhalb der Familie gebildet hatten. Ein Geschwisterteil stand auf der Seite des Vaters, der andere auf der Seite der Mutter. Der dritte Geschwisterteil befand sich zwischen diesen beiden Fronten und sprach immerzu von einem Grabenkrieg, der die Familie immer wieder erschütterte.
Solche Grabenkriege waren im ersten Weltkrieg üblich. Einem der Stellvertreter kam während der Aufstellung immer wieder der Name „Verdun“ in den Sinn, was er auch äußerte. Die Schlacht von Verdun war eine der größten Schlachten des Ersten Weltkrieges zwischen Deutschland und Frankreich mit verheerenden Folgen. In einem späteren Gespräch, einige Wochen nach der Aufstellung, zwischen dem Geschwisterteil, der das Anliegen aufgestellt hatte, und seinem Vater stellte sich heraus, dass der Großvater (Vater des Vaters) in Verdun gekämpft hatte. Der Großvater hatte Verdun überlebt, jedoch nie im Familienkreis darüber gesprochen. Auch wenn der Erste und Zweite Weltkrieg schon lange zurückliegen, so zeigen solche Aufstellungen eindrucksvoll, dass sie bis heute nachwirken können, mit massiven Folgen für Familiensysteme.
Das Akzeptieren
Manchmal fällt es schwer, bestimmte Gegebenheiten zu akzeptieren, der frühe Tod eines Elternteils oder Geschwisters, die eigene Krankheit oder die eines nahen Angehörigen, die erneute Arbeitslosigkeit etc. Umso mehr mit dem eigenen Schicksal gehadert wird, umso mehr wird innerlich gekämpft, was auf Dauer enorm kräftezehrend ist. Ein wichtiger Schritt ist es dann, dem Schicksal zuzustimmen, es zu akzeptieren, so wie es ist. Das ist in der Theorie leicht, in der Praxis ist es oft ein großer, teils auch mutiger, aber lohnenswerter Schritt, der zu viel Erleichterung führen kann. Hier werden oftmals ungeahnte Energien wieder freigesetzt, die für positive Wendungen und Heilungen sorgen können.
4. Was bei Aufstellungen wichtig ist
Jede Aufstellung ist einzigartig
Auch wenn es gewisse Gesetzmäßigkeiten wie oben beschrieben zu geben scheint, denen viele Aufstellungen folgen, ist jede Aufstellung einzigartig. Sie ist nicht nur abhängig von ihrer jeweiligen Fragestellung, sondern vielmehr von dem persönlichen Blickwinkel desjenigen, dessen Anliegen aufgestellt wird, von seinen Erfahrungen, den Personen in seinem Umfeld, der Dynamik der eigenen Herkunftsfamilie. Entsprechend ist die Vorgehensweise – auch bei gleicher Fragestellung – immer wieder anders und individuell.
Ein stimmiges Gefühl
Damit Systemstellungen gelingen, ist es wichtig, dass sie authentisch sind, dass die Bewegungen, die erfolgen, die Sätze, die gesagt werden, stimmig sind mit den Gefühlen desjenigen, der sie ausführt. Ein Satz wie „Ich bin die Kleine und du bist die Große.“ gegenüber der eigenen Mutter wird nur dann eine Heilung in Gang setzen, wenn er von innen heraus auch als stimmig empfunden und entsprechend kraftvoll und überzeugt ausgesprochen wird. Auch beim Gegenüber muss der Satz ankommen. Zeigen sich beispielsweise Zweifel an einem solchen Satz, so sollte er besser (noch) nicht ausgesprochen oder angepasst werden. Die Zeit ist dann vielleicht noch nicht reif oder es bedarf erst einmal weiterer Zwischenschritte, bis dieser heilende Satz, vielleicht später oder in einer weiteren Aufstellung, ausgesprochen werden kann.
Ohne Absicht aufstellen
Das Ergebnis einer Aufstellung ist immer offen. Dies ist umso wichtiger, da Aufstellungen nicht immer mit einem „Happy End“ enden. Manchmal sind es die scheinbar kleinen Schritte, die eine große Wirkung im weiteren Leben zeigen können. Und auch wenn vielleicht eine komplette Annäherung über eine Systemstellung nicht möglich war, ist vielleicht dennoch ein wichtiger Schritt in Richtung einer guten Lösung gegangen worden. Das heißt auch gleichzeitig, dass weder das Ergebnis einer Aufstellung vorweggenommen werden kann und darf, noch die Richtung, in die sich eine Aufstellung entwickelt. Kommt beispielsweise ein Paar zu einer Aufstellung, um ihre Beziehung zu retten, ist der Ausgang der Aufstellung ergebnisoffen. Die Aufstellung bewegt sich entsprechend nicht zwangsläufig in die Richtung, dass die Beziehung des Paares gerettet werden kann. Alle Richtungen sind möglich.
Die Seele muss mitkommen
Alles braucht seine Zeit und manchmal sind es vielleicht sogar die scheinbar kleinen Schritte, die in mancher Aufstellung gegangen werden, die anschließend große Wirkung zeigen. In Aufstellungen ist es wichtig, ausreichend Raum und Zeit für diese kleinen Schritte zu lassen und nichts zu erzwingen, für das die Zeit noch nicht reif ist.
5. Übungen zum Familienstellen
Übung 1 – Die andere Seite sehen und fühlen
Diese Übung kann auch gut für sich alleine durchgeführt werden. Man versetzt sich bei dieser Übung in die andere Person, mit der man vielleicht Streit oder sonstige Unstimmigkeiten hat, und versucht aus ihrer Sicht die Situation und sich selber zu betrachten. Was nimmt man wahr? Welche Gedanken hat man als die andere Person? Wie fühlt man sich? Wie sieht man alle anderen Beteiligten? Wichtig ist, sich etwas Zeit für das Einfühlen, den Perspektivwechsel zu nehmen, sich wirklich in den anderen einzufühlen und nicht nur einzudenken.
Diese Sichtweise ermöglicht es, die andere Position besser zu verstehen und mehr Verständnis zu entwickeln. Ein Aufeinanderzugehen wird so erleichtert, Spannungen reduzieren sich.
Übung 2 – Auf den anderen zugehen
Hierfür ist es gut, aber nicht unbedingt notwendig, eine weitere Person zu haben. Man stellt sich in einem Raum auf die eine Seite. Auf der anderen Seite steht die andere Person, auf die man zugehen oder der man innerlich näher kommen möchte, oder ein „Platzhalter“ für sie. Der Platzhalter kann ein Foto, ein Möbelstück, eine Stehlampe oder irgendein anderer Gegenstand sein. Bei der Person, auf die man nun langsam zugeht, handelt es sich vielleicht um einen gewünschten oder konkreten Partner, ein Elternteil, eine neue Arbeitsstelle etc. Denkbar sind alle Personen und Dinge/Situationen, denen man sich annähern möchte. Nun geht man in einzelnen Schritten auf diese Person zu. Man hält dabei nach jedem Schritt immer wieder inne und schaut, was mit einem selber passiert.
Manchmal wird man von bestimmten Gefühlen erfasst, freudige, vielleicht auch traurige, eventuell auch Ängste, Unbehagen oder anderes. Hier ist es wichtig, immer wieder hineinzufühlen, ob man diesen Schritt leichten Herzens geht oder ob sich innerliche Blockaden zeigen, die man überwinden müsste, um weiterzugehen. Diese eventuellen Hürden und Ängste sollten ernst genommen werden. Sie geben wichtige Impulse und Rückmeldungen, die der Verstand zuvor vielleicht nicht wahrgenommen oder zugelassen hat. Steht eine reale Person für die andere Person, auf die man zugeht und nicht ein Gegenstand, so kann auch diese Rückmeldungen geben, ob sie sich mit der Annäherung wohl fühlt und was bei ihr passiert. Diese Übung ist leichter mit einem Therapeuten zusammen auszuführen, da hier „lösende Sätze“ formuliert, sich zeigende Barrieren besprochen oder eventuell auch Alternativen herausgearbeitet werden können.
Diese Übung zeigt, wo wir mögliche innere Blockaden in uns tragen und was uns bisher von einer Annäherung vielleicht zurückgehalten hat. Sie kann daher wertvolle Impulse und Rückmeldungen geben und bei der Überwindung dieser Hürden den Weg zu einer Annäherung öffnen.
6. Fazit
Systemaufstellungen bieten viele Möglichkeiten bei bestehenden Problemen, Streitigkeiten oder anstehenden Entscheidungen Licht ins Dunkel zu bringen. Die wahre Fülle von Systemstellungen eröffnet sich vielen jedoch erst dann, wenn sie selber Systemstellungen miterlebt haben, entweder als Stellvertreter oder als Person mit eigenem Anliegen.
Weiterführende Informationen zum Familienstellen
- Familienstellen/ Systemaufstellungen
- Seminare in Familienstellen
- Geführte Meditationen auf Youtube: www.youtube.com/@uta-gottschalk